NGFS-Inspire veröffentlicht Bericht zum Umgang mit Biodiversitätsrisiken

Während Klimarisiken zunehmend besser von Aufsichtsbehörden und Finanzinstituten verstanden und gemessen werden, wird ein weiterer zentraler Aspekt von Umweltrisiken bisher weitgehend vernachlässigt: der Verlust an Biodiversität. Zu diesem Ergebnis kommt auch die EZB in ihrem letzten Statusbericht The state of climate and environmental risk management in the banking sector, dem zufolge nur 6% der betrachteten Institute sich bisher damit befasst haben, ob neben Klimarisiken weitere Umweltrisiken einen materiellen Einfluss auf ihr Risikoprofil haben. Umso relevanter ist der nun von einer Arbeitsgruppe des NGFS (Network for Greening the Financial System) veröffentlichte Bericht mit Empfehlungen zum Umgang mit Biodiversitätsrisiken:

  • Zentraler Treiber des Verlustes von Biodiversität ist die sog. Bodendegradation, also die Verschlechterung der Ökosystemdienstleistungen des Bodens bis hin zu deren völligem Verlust.
  • Analog zu Klimarisiken bestehen mit Blick auf die Biodiversität physische (Ökosystem als Grundlage ökonomischer Aktivität) und transitorische (ökonomische Aktivität beeinflusst Biodiversität) Risiken.
  • Grundsätzlich ist eine starke Interaktion mit dem Klimawandel zu beobachten, in Teilen sind folglich auch ähnliche Industrien betroffen (z.B. Landwirtschaft, Bergbau). Auch die Transmissionskanäle sind vergleichbar: Neben Kreditrisiken können operationelle sowie Markt- und Liquiditätsrisiken resultieren.
  • Die Unsicherheit bezüglich konkreter Auswirkungen sowie eine Knappheit an Daten erschweren die Modellierung von Biodiversitätsrisiken, folglich wird die Szenarioanalyse als geeignetes Instrument betrachtet. Zudem bilden sich erste Industriestandards wie das Encore-Rahmenwerk und der Corporate Biodiversity Footprint, um die Einflüsse ökonomischer Aktivität auf die Biodiversität messbar zu machen.
  • Zusammenfassend empfiehlt die Arbeitsgruppe den Zentralbanken, den Verlust der Biodiversität als Quelle ökonomischer und finanzieller Risiken anzuerkennen und eine entsprechende Strategie für den Umgang zu definieren.

Aus unserer Sicht sollten sich die Finanzinstitute bereits darauf vorbereiten, neben Klimarisiken zukünftig auch Risiken aus dem Verlust von Biodiversität in ihren ESG-Aktivitäten zu berücksichtigen. Den kompletten Bericht von NGFS-Inspire finden Sie hier, bei Fragen rund um das Thema Umweltrisiken und der zugehörigen Materialitätsanalyse stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung!